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Parkinson: Patient:innen Lebensqualität zurückgeben

Gestern war Welt-Parkinson-Tag. Hätten Sie gewusst, was Schlafstörungen mit Parkinson zu tun haben? Wie man die Krankheit früher erkennt und warum dafür zum Beispiel Apotheken wichtig sind, erklärt Dr. Andreas Becker.

„Ich schlafe so schlecht, auch wegen meiner Rückenschmerzen“, erzählt der Mann beim Arzt. „Und dann dieses Herumgefuchtel nachts, davon bin ich auch wach geworden“, ergänzt seine Frau. Der Hausarzt ist zunächst ratlos. Doch als schließlich die Hände des Patienten nicht mehr aufhören zu zittern und Bewegungen immer schwerer fallen, schickt der Arzt ihn zum Neurologen. Die Diagnose lautet Parkinson.

Allein in Deutschland sind bis zu 350.000 Menschen von Parkinson betroffen. Das Händezittern ist das häufigste Bild, das mit der Krankheit verbunden wird. Ein Mangel des Botenstoffs Dopamin sorgt dafür, dass die Muskeln im Körper nicht mehr richtig zusammenarbeiten. Das führt zu einem schlürfenden Gang, bei dem die Arme nicht mehr mitschwingen, sowie ausdrucksloser oder starrer Mimik.

Anderes ist dagegen oft weniger bekannt. Etwa, dass bis zu zehn Prozent schon vor dem 60. Lebensjahr erkranken. Und Parkinson macht sich lange vor dem „Zittern“ bemerkbar. Anzeichen können Depressionen, Schlafstörungen und Verdauungsprobleme sein, oder eben die unkontrollierten Bewegungen im Schlaf.

„Wenn die typischen Symptome auftreten, ist bereits 60 Prozent des Dopamins nicht mehr vorhanden. Das ist nicht heilbar, lässt sich aber durch Medikamente behandeln. Therapien können helfen, die Begleiterscheinungen zu lindern. Deshalb ist es enorm wichtig, die Erkrankung schon möglichst früh zu erkennen“, sagt Dr. Andreas Becker (Foto), Chefarzt der Abteilung für Neurologie am SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg. „So können wir den Patient:innen Lebensqualität zurückgeben.“

Das KKH hat dafür das „Parkinsonnetz Rhein-Neckar+“ ins Leben gerufen. Das Netzwerk soll die Unterstützung von an Parkinson erkrankten Menschen verbessern. Dazu arbeiten viele unterschiedliche Disziplinen zusammen. So können sie früh für die Krankheit sensibilisieren.

„Wer geht schon mit Verdauungsproblemen oder Störungen des Geruchssinns zum Neurologen? Oft sind andere Anlaufstellen die ersten Ansprechpartner. Im Netzwerk bilden wir jetzt etwa Apotheker:innen aus, den Zusammenhang zwischen den Symptomen zu erkennen, wenn Menschen damit auf sie zukommen“, ergänzt Dr. Becker.

Das Netzwerk vermittelt außerdem Therapien, um Betroffene im Alltag zu unterstützen. Gerade recht junge Patient:innen müssen lernen, mit der Krankheit im Alltag und im Arbeitsleben umzugehen. „Unser Team aus Ergo- und Physiotherapeut:innen, Neuropsycholog:innen und Logopäd:innen verbindet Musik-, Tanz- und Bewegungstherapie. Denn Sport und Bewegung sind ebenso wichtig wie eine gut eingestellte Medikation“, sagt Dr. Becker.

Dafür arbeitet das KKH eng mit den Therapieausbildungen unserer SRH Fachschulen zusammen. Gemeinsam mit der Fakultät für Therapiewissenschaften unserer SRH Hochschule werden die Hilfen wissenschaftlich begleitet.

Seit der Gründung vor knapp einem Jahr hat das Parkinsonnetz Rhein-Neckar+ zahlreiche Schulungen und Netzwerktreffen organisiert. Als nächstes stehen eine Schulung für Pflegepersonal in Krankenhäusern (19.-21. April) und die „Rhein-Neckar-Parkinson-Tage“ (12.-13. Mai) an.