Die Zahl von Menschen mit Herzinsuffizienz nimmt zu. Betroffene brauchen die kombinierte medizinische Betreuung von universitärer Spitzenmedizin, Fachkrankenhaus und ambulantem Versorger. Pilotprojekt in Heidelberg etabliert.
Wenn das Herz nicht mehr richtig arbeitet, leiden alle anderen Organe darunter. Eine Herzinsuffizienz war laut Statistischem Bundesamt 2021 der häufigste Grund für Klinikaufenthalte. Doch diese bringen oft nur kurzzeitig Linderung. Um Betroffene bei Herzinsuffizienz optimal im Alltag zu versorgen, ist eine enge Begleitung von der Akutbehandlung in der Klinik bis zur ambulanten Nachsorge wichtig. Das gelingt nur mit einer intensiven Betreuung durch mehrere medizinische Fachgebiete.
Um die Behandlung und Betreuung herzinsuffizienter Patient:innen weiter zu verbessern, haben Heidelberger Einrichtungen ein gemeinsames Versorgungsnetzwerk geschaffen. Hier kooperieren das SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg, die Klinik für Kardiologie des Universitätsklinikums Heidelberg (UKHD), das Nierenzentrum Heidelberg sowie das nephrologische MVZ mit Dialysezentrum der ze:roPRAXEN in Heidelberg-Wieblingen.
„Mit der Verzahnung von universitärer Spitzenmedizin, Fachklinik, niedergelassenen Fachleuten und der lokalen Versorgung verbessern wir den Informationsaustausch und tragen so gemeinsam dazu bei, eine umfassende Betreuung mit einem durchgängigen Behandlungspfad für Patient:innen mit Herz- und Nierenerkrankung zu gewährleisten. So gelingt eine moderne und nachhaltige Versorgung nah am Menschen“, sagt Dr. Stefanie Höger, Geschäftsführerin des SRH Kurpfalzkrankenhauses Heidelberg.
Nahtloser Übergang zwischen stationärer und ambulanter Betreuung
Das UKHD behandelt die Patient:innen im Fall von kardiologischen Komplikationen und führt entsprechende Eingriffe wie Revaskularisierungen oder einen Herzklappenersatz durch. Die Akutversorgung mit Katheteranlage erfolgt im Nierenzentrum. Das SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg übernimmt anschließend die Patient:innen mit Herz- und Niereninsuffizienz zur Stabilisierung und weiteren Optimierung der Medikamente.
Mehr Lebensqualität durch Bauchfelldialyse
Die kombinierte Versorgung von Kardiologie und Nephrologie ist nötig, da sich durch die Herzschwäche auch häufig die Durchblutung der Nieren verschlechtert. Diese können dann nicht mehr vollständig Schadstoffe aus dem Blut filtern. Außerdem lagert der Körper Wasser ein, was wiederum das Herz belastet und vielfach zu Luftnot führt. Eine mögliche Therapie ist eine „schonende“ Form der Dialyse, die Bauchfelldialyse. Diese kommt in fortgeschrittenen Fällen einer Herzinsuffizienz zum Einsatz, wenn wasserabtreibende Medikamente nicht mehr ausreichen.
Dabei werden Schadstoffe sowie überschüssiges Wasser mittels eines Katheters über das Bauchfell aus dem Körper gefiltert. Dieses Verfahren ist durch die tägliche Anwendung wesentlich schonender zum Körper als die Dialyse über die Blutwäsche. Es kommt nicht zu plötzlichen Blutdruckabfällen. Außerdem werden günstige Effekte auf Entzündungsprozesse, Muskulatur und Kraft sowie den Allgemeinzustand vermutet.
„Wir haben Kardiologie und Nephrologie unter einem Dach und können die Patientinnen und Patienten entsprechend umfassend versorgen“, erklärt Dr. Philipp Ehlermann, Chefarztstellvertreter Innere Medizin / Kardiologie am SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg.
Bei der nephrologischen Versorgung kooperiert das SRH Kurpfalzkrankenhaus Heidelberg bereits seit 2023 mit der nephrologischen Praxis der ze:roPRAXEN in Wieblingen. Die Praxis stellt die fachärztliche Betreuung der Dialysepatient:innen durch erfahrene Nephrologen. Die Ärztliche Leiterin, Dr. Mirabel Buylaert, ist auf der kardiologischen Station beratend tätig: „Die Bauchfelldialyse hilft dabei, den Patienten zu stabilisieren und ihm schließlich mehr Lebensqualität zu geben. Die Erfahrung zeigt bisher, dass Patienten dadurch weniger als Notfall ins Krankenhaus eingewiesen werden müssen.“
Anschließend können die Patient:innen nahtlos in die ambulante Versorgung entlassen werden. „Als ambulanter Partner ist es unser Ziel, den Patienten durch eine abgestimmte nephrologische und kardiologische Betreuung möglichst lange stabil zu halten. Bei Komplikationen kann die stationäre Behandlung bei den Netzwerkpartnern sehr schnell koordiniert werden. Ich sehe in spezialisierten Netzwerken den Schlüssel, um Patienten mit komplexen Krankheitsbildern umfassend und nachhaltig versorgen zu können“, so Prof. Dr. Peter Rohmeiß, Geschäftsführer der ze:roPRAXEN.